Genossenschaft der fachärztlichen Versorgung
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2024/3

Praxissoftware

Zi-Umfrage zur Praxissoftware – Welche Fragen haben wir dazu?

Seit Juli 2018 sind Vertragsärzt:innen und Vetrags­psychotherapeut:innen gesetzlich dazu verpflichtet, die für die Telematik notwendige Infrastruktur zu installieren. Ein großes Angebot an Praxissoftware ist auf dem Markt, 130 verschiedene Systeme waren laut einer Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zum 30. Juni 2023 in Anwendung. Doch wie sieht es mit der Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer aus?

Das Zi (Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung) hat hierzu eine bundesweite Umfrage unter Arzt- und Psychotherapiepraxen durchgeführt und darauf 10.245 Antworten erhalten. Erste Ergebnisse wurden im Mai diesen Jahres veröffentlicht. Das Resümee fällt ernüchternd aus. Fast die Hälfte der teilnehmenden Praxen ist mit ihrem derzeitigen Softwaresystem ausdrücklich unzufrieden und nennt Fehler in der Praxisverwaltungssoftware oder der Anwendung der Telematikinfrastruktur als Ursache für zum Teil tägliche oder zumindest wöchentliche Störungen im Praxisablauf. So zufrieden, dass sie ihr System weiterempfehlen würden, sind nur knapp ein Drittel der Teilnehmenden. Unter den Empfehlungen befinden sich die am weitesten verbreiteten Softwareanwendungen laut Zi kaum.

Die positive Nachricht der Umfrage ist, dass ein Großteil der Nutzer:innen, die sich für einen Wechsel der Praxissoftware entschieden haben, die Zufriedenheit steigern konnten, vorausgesetzt sie entschieden sich für das richtige System. Daher betont das Zi die Wichtigkeit einer Referenzdatenbank zur Orientierung für Praxisinhaber:innen, die wechseln möchten. Eine Publikation der wissenschaftlichen Auswertung der Umfragedaten ist in Planung. Vorerst wurde von 39 Softwaresystemen, die mehr als 20 Beurteilungen bekamen, die Weiterempfehlungsrate (Net-Promoter-Score) berechnet. 15 Systeme erhielten auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 Punkten überwiegend positive Bewertungen, mit einem Score-Wert über 0 bis plus 76 Punkten. Auf der Homepage des Zi können diese abgerufen werden.

PädNetzS und Christian Steuber von PädNetz Südbaden haben sich die Liste angesehen. Um wechselwilligen Praxen oder Praxisgründern eine Orientierungshilfe zu bieten, wäre eine bessere Beschreibung der Praxissoftware notwendig, so ihr Fazit. Die folgenden Fragen sollen helfen, zu einer Präzisierung beizutragen:

– Die Veröffentlichung der in der Umfrage positiv bewerteten Systeme geschieht in alphabetischer Reihenfolge, interessant wäre eine Rangliste.

– In der Datenerhebung des Zi fehlt die Unterscheidung nach Fachgruppen, die jedoch für die Pädiatrie mit ihren spezifischen Anforderungen an eine Praxissoftware relevant ist. Welche Software wird hinsichtlich der Handhabung und der medizinischen Dokumentation von Kinder- und Jugendarztpraxen positiv bewertet?

– Manche Systeme erfüllen die Belange einer Einzelpraxis zufriedenstellend, eignen sich jedoch weniger für gößere Praxen und Praxisgemeinschaften. Lassen sich aus der Umfrage signifikante Unterschiede in der Beurteilung nach Praxisgröße oder Fallzahlen herauslesen?

– Wie steht es mit der Kompatibilität der positiv bewerteten mit anderen IT Systemen, bzw. wie offen und preiswert ist ein PVS-Hersteller bei der Schnittstellenthematik und der Übergabe von Funktionalitäten an andere Software?

– Sind zukunftsträchtige Schnittstellen vorhanden oder wird vom Hersteller zumindest daran gearbeitet?
(Nach GDT ist FHIR Fast Healthcare Interoperability Resources der neue Kommunikationstandard zum Datenaustausch zwischen verschiedenen IT Systemen im Gesundheitswesen. Ein aktuelles Praxissoftwaresystem sollte diesen zumindest vorbereiten.)

– Werden an den PVS-Hersteller abgegebene Wünsche und Ideen umgesetzt?
–Lässt sich beliebige Hardware verwenden, eventuell weiterverwenden?

–Gibt es einen Anhaltspunkt, welchen Betrag Ärzt:innen im Monat durchschnittlich für ein Softwaresystem ausgeben und welche Kosten bei den positiv bewerteten Systemen bezogen auf Arztzahl/Zulassungen, Arbeitsplätze und Standorte entstehen?

–Wie wird der zuständige lokale Servicepartner hinsichtlich Erreichbarkeit, Kosten und Problemlösung beurteilt? Und hat diese Beurteilung Einfluss auf die Bewertung der Praxissoftware?

Um detailliertere Daten zu erhalten, erwägen wir die Konzeption einer eigenen PädNetzS-Umfrage und möchten deshalb mit unseren Mitgliedern ins Gespräch kommen: Welche Auswahlkrititerien und welche Aspekte sind für Sie interessant? Möchten Sie unserer Auflistung etwas hinzufügen?

Gerne nehmen wir Ihre Fragen auf:
redaktion@paednetzs.de/Stichwort: Praxissoftware

Quelle:
https://www.zi.de/das-zi/medien/medieninformationen-und-statements/detailansicht/viel-schatten-wenig-licht-unzufriedenheit-mit-praxissoftware-weit-verbreitet-mangelhafte-softwarefunktionalitaet-schraenkt-ablaeufe-in-der-medizinischen-versorgung-massiv-ein-wechsel-zu-leistungsfaehiger-software-sollte-finanziell-gefoerdert-werden

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Susanne Schöninger-Simon