Mit der Teilnahme an der Mi-CARE Umfrage, die Teil eines europaweiten Projekts ist, können Sie dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationserfahrung zu verbessern.
Worum geht es beim Mi-CARE-Projekt?
Kinder, Jugendliche und Familien mit Migrationserfahrungen begegnen in Europas Gesundheitssystemen besonderen und oft schwierige Herausforderungen. Ob sie aufgrund ihrer Migrationsgeschichte zusätzliche Gesundheitsbedarfe mitbringen, gemeinsam mit den Versorgenden Sprachbarrieren überwinden müssen oder ungewohnten Strukturen und Abläufen gegenüberstehen – aus vielen Gründen können sie im Nachteil sein, wenn es um den Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung geht. Forschung zu diesen Herausforderungen ist entscheidend, um sicherzustellen, dass jedes Kind, unabhängig von seiner Herkunft, die bestmögliche Gesundheitsversorgung erhält.
Das MIgrant Child & Adolescent health – Research in Europe Priority Setting Partnership (Mi-CARE PSP), ein Projekt zur Partizipativen Priorisierung von Forschungsfragen, wird in Zusammenarbeit mit der James Lind Alliance (JLA – https://www.jla.nihr.ac.uk/) durchgeführt: einer gemeinnützigen Initiative, die Patient*innen, Angehörige und Menschen aus Gesundheitsberufen in JLA Priority Setting Partnerships (PSPs) zusammenbringt. JLA PSPs identifizieren und priorisieren die wichtigsten unbeantworteten Fragen eines bestimmten Themenfeldes, um Forschende und Geldgeber*innen auf die Themen aufmerksam zu machen, die den betroffenen Menschen am wichtigsten sind.
Das Mi-CARE-Projekt ermöglicht es Kindern, Jugendlichen und Familien mit Migrationserfahrung sowie den Gesundheitsfachkräften, die mit ihnen arbeiten, die wichtigsten unbeantworteten Forschungsfragen zur Gesundheit von migrierten Kindern in Europa zu identifizieren und zu priorisieren.
Was tun wir?
Entsprechend der Methodik der James Lind Alliance (JLA) umfasst das Mi-CARE-Projekt mehrere Schritte:
Schritt 1 – Sammeln unbeantworteter Fragen:
Mithilfe einer europaweiten Online-Umfrage werden unbeantwortete Fragen von Menschen mit eigenen Migrationserfahrungen, sowie Fachkräften im Gesundheits- und Sozialwesen gesammelt. Wir setzen mehrsprachige Ressourcen, Videos und Illustrationen, ein, um mögliche Sprachbarrieren zu reduzieren und möglichst vielen Menschen die Teilnahme zu ermöglichen. Durch die Zusammenarbeit mit migrantengeführten Organisationen und die persönlichen Beziehungen zwischen Gesundheitsfachkräften, Sozialarbeiter*innen und Patient*innen hoffen wir, auch Familien in besonders verletzlichen Situationen zu erreichen. Mehr Informationen zu diesem Schritt finden Sie im Mi-CARE-Umfrage-Einführungsvideo (Deutsche Version): https://youtu.be/5ROCCFKCGSo
Zwischenschritt – Verfeinerung und Zusammenfassung der Fragen:
Die meisten Umfrageteilnehmenden sind keine Wissenschaftler. Daher erwarten wir nicht, dass ihre Antworten als klare Forschungsfragen formuliert sind. Stattdessen rechnen wir mit Rückmeldungen in Form von Anliegen, Ideen und allgemeinen Fragen. Ähnliche oder doppelte Fragen werden zu übergeordneten Forschungs-Fragestellungen gebündelt. Antworten, die außerhalb des Themenbereichs liegen, werden separat zusammengestellt. Zudem wird überprüft, ob die zusammengefassten Fragen bereits durch vorhandene Forschung beantwortet sind.
Schritt 2 – Priorisierung forschungsrelevanter Fragen:
In diesem Schritt werden die unbeantworteten Fragen zur Gesundheit von migrierten Kindern in Europa durch einen Konsensprozess priorisiert. Er umfasst zwei Phasen:
- Shortlisting: Eine zweite europaweite Umfrage unter Menschen mit Migrationserfahrung, Betreuungspersonen und Fachkräften reduziert die lange Fragen-Liste auf eine handhabbare Auswahl (etwa 20-25 Fragen), die in einem abschließenden Priorisierungsworkshop bearbeitet wird.
- Finale Priorisierung: In einem eintägigen, von der JLA moderierten Workshop, kommen etwa 30 Teilnehmende (Menschen mit Migrationserfahrung, Betreuungspersonen und Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen) zusammen, um die 10 wichtigsten Forschungsfragen festzulegen.
Wie können Sie uns unterstützen?
Wir suchen Einzelpersonen, Organisationen und Gruppen, die das Mi-CARE-Projekt unterstützen und fördern möchten. So können Sie uns helfen:
1) Teilen Sie Ihre Erfahrungen und nehmen Sie an der ersten Mi-CARE-Umfrage teil, wenn Sie…
- als Kind oder Teenager nach Europa migriert sind,
- als Elternteil oder Betreuungsperson mit Kindern migriert sind oder nach Ihrer Ankunft Kinder bekommen haben,
- im Gesundheitssystem mit migrierten Kindern und Jugendlichen arbeiten (z.B. als Ärztin, Pfleger, Psychologe, Sozialarbeiterin usw.).
Nehmen Sie hier an der Umfrage teil (in 14 Sprachen verfügbar): https://www.research.net/r/XPF5XKH
2) Verbreiten Sie die Umfrage: Teilen Sie die Umfrage in Ihrem Netzwerk oder zeigen Sie das Einführungsvideo einem migrierten Elternteil oder Jugendlichen und unterstützen Sie sie beim Ausfüllen der Umfrage.
Wir suchen eine Vielfalt an Perspektiven zu folgenden Aspekten:
- Versorgungsebenen: z. B. Geflüchteten-Ankunftszentrum, Praxen und Beratungsstellen für die allgemeine Bevölkerung (Primärversorgung), Krankenhäuser (sekundäre, tertiäre Versorgung)
- Regionen der Gesundheitsversorgung: z. B. Osteuropa, Ankunftsländer (wie Italien, Griechenland)
- Medizinische Bereiche in der Pädiatrie: z. B. psychische Gesundheit, Notfallversorgung, Behandlung chronischer Krankheiten
Altersgruppen der Pädiatrie: z. B. Babys, Kleinkinder, Kinder, Jugendliche - Herkunftsregionen der Patient*innen: z. B. Syrien, Ukraine, Nigeria, verschiedene europäische Länder
Migrationsrouten: z. B. Reise zu Fuß, per Boot, per Flugzeug - Soziodemografisches Privileg der migrierten Kinder und Familien im Gastland: z. B. „hochqualifizierte“ Arbeitsmigrant*innen, erzwungene vs. freiwillige Migration
- Vulnerabilität der migrierten Kinder und Familien: z. B. durch Marginalisierung aufgrund von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität
Antworten von Menschen und Gruppen, die sich bei Umfragen in der Regel nicht gemeint fühlen, sind besonders wertvoll für das Mi-CARE Projekt.
3) Wir freuen uns, wenn Organisationen, die Zugang zu solchen Gruppen haben oder sie vertreten, sich dem Mi-CARE-Projekt anschließen. Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie sich beteiligen möchten!
Was passiert mit den Projektergebnissen?
Das Mi-CARE-Projekt ermöglicht es Kindern, Jugendlichen und Familien mit Migrationserfahrung sowie den Gesundheitsfachkräften, die mit ihnen arbeiten, ihre Top-10-Liste der wichtigsten unbeantworteten Forschungsfragen im Bereich der Gesundheit von migrierten Kindern in Europa zu erstellen. Diese 10 Prioritäten dienen als Ausgangspunkt für zukünftige (Forschungs-)Kooperationen, die darauf abzielen, die Gesundheitsversorgung für alle Kinder und Jugendlichen in Europa, unabhängig von ihrer Herkunft, zu verbessern.
Die Projektergebnisse werden in verschiedenen Formaten veröffentlicht, darunter wissenschaftliche Artikel, leicht verständliche Berichte, Infografiken, Konferenzpräsentationen und Videos in sozialen Medien. Wir werden aktiv mit Forschenden, Geldgeber*innen sowie Patient*innen- und medizinischen Fachgesellschaften in Kontakt treten.
Schreiben Sie uns, wenn Sie sich beteiligen möchten oder uns mit relevanten Organisationen vernetzen können!
Wer ist für das Projekt verantwortlich?
Das Mi-CARE-Projekt wird von der Mi-CARE-Steuerungsgruppe koordiniert und überwacht: einer internationalen Gruppe von 14 Gesundheitsfachkräften und Menschen mit eigenen Migrationserfahrungen aus verschiedenen Ländern. Die Steuerungsgruppe wird von einer JLA-Beraterin und einer Informationsspezialistin unterstützt. Weitere Informationen zu den Mitgliedern der Steuerungsgruppe finden Sie hier: www.jla.nihr.ac.uk/priority-setting-partnerships/pediatric-migrant-health#tab-66961
Mi-CARE ist ein Projekt des Netzwerks „Refugees and Migrants in Europe – Adolescent and Child Health“ (REACH), einer Special Advisory Group der European Academy of Paediatrics (EAP –www.eapaediatrics.eu/advisory-groups/reach/). Das REACH-Netzwerk besteht aus medizinischen Fachkräften, die in verschiedenen Ländern der Europäischen Region in der Gesundheitsversorgung von migrierten Kindern und Jugendlichen aktiv sind.
Das Mi-CARE-Projekt wird in Zusammenarbeit mit der James Lind Alliance durchgeführt; beaufsichtigt vom National Institute for Health and Care Research (NIHR – www.nihr.ac.uk) am NIHR Coordinating Centre (NIHRCC) der Universität Southampton.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns bitte unter: micare.psp@gmail.com oder besuchen Sie unsere Website: http://www.jla.nihr.ac.uk/priority-setting-partnerships/pediatric-migrant-health
Machen Sie mit – zusammen können wir etwas bewegen!